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BUDAPEST
Zwischen Prunk und Punk
Ungarn
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Cafés
STADT-FÜHRUNG
Buda & Pest
Wo fängt man an in dieser wunderschönen, geschichtsträchtigen und durch die breite Donau ursprünglich zweigeteilten Stadt? Am besten mit Brücken … die zentrale und berühmteste von Ihnen, die Kettenbrücke (Széchenyi Lánchíd), wurde als erste feste Brücke auf Anregung von Graf Istvàn Széchenyi erbaut, welcher (so die Geschichte) eine Woche lang warten musste, um zum Begräbnis seines Vaters ans andere Ufer zu gelangen. Bis dahin gab es lediglich Fährverbindungen und im Sommer eine Pontonbrücke, also aneinander gebundene Boote. Natürlich wurden durch den Bau die Wege zwischen den beiden Donauseiten deutlich vereinfacht und 1873 kam es endgültig zur Vereinigung der beiden Stadthälften Buda (dt. Ofen) und Pest zu Budapest.
Sie sagten, Budapest sei natürlich schön. Aber tatsächlich ist es fast unglaublich schön.
ANTHONY BOURDAIN
Prunkvolles Parlament
Die Vereinigung der drei Städte Buda, Pest und Óbuda zur Hauptstadt Budapest zum Anlass, den Palace of Westminster als Vorbild und die Millenniumsfeier zum 1.000-jährigen Bestehen Ungarns als Eröffnungsdatum manifestiert in 268 m Länge, 123 m Breite, 96 m Höhe, 365 Türmchen, 29 Treppenhäusern, 27 Eingängen, 13 Aufzügen, 10 Innenhöfen und 691 Räumen. Alles im sich jeglicher Zurückhaltung verweigernden neugotischen Stil. Das Tragische an der Geschichte :: der Architekt Imre Steindl konnte sein Werk nie betrachten, da er noch vor der Fertigstellung erblindete.
Halászbástya
Eine besonders gute Sicht auf das Parlamentsgebäude hat man vom gegenüber liegenden Burgberg und der darauf thronenden „Fischerbastei“, welche zwischen 1895 und 1902 an der Stelle des mittelalterlichen Fischmarkts im neoromanisch-neugotischen Stil errichtet wurde.
Matthiaskirche
In diesem in direkter Nachbarschaft zur Fischerbastei (und zum modernen Hilton-Hotel) gelegenen gotischen Sakralbau fand am 8. Juni 1867 die Krönung von Franz Joseph I und Elisabeth (Sissi) statt.
Drei Dinge gehören zu einem guten Kaffee:
erstens Kaffee, zweitens Kaffee und drittens nochmals Kaffee.
ALEXANDRES DUMAS
1. Kaffee :: Café Central
Das Café wurde im Jahre 1887 eröffnet und galt mit elektrischer Beleuchtung, Belüftungssystem und Heizung als eines der modernsten seiner Zeit. Aufgrund seiner Nähe zur Bibliothek wurde es schnell der Treffpunkt der kulturellen Elite und Ort für politische Kundgebungen. 1918 wurde an dieser Stelle die Ungarische Sozialdemokratische Partei gegründet und auch Charlize Theron hatte hier in ihrer Rolle als Atomic Blonde einen Drink … Café Brûlée €5,20 – inklusive Kaffeehausjazz (Piano & Geige, live)
2. Kaffee :: Parisi Udvar
Der heutige „Pariser Hof“ wurde 1913 ursprünglich als innerstädtische Sparkasse erbaut und fasziniert mit einem Mix aus arabischen und maurischen Elementen, sowie Einflüssen der Neogotik und des Jugendstils. Zwischen 2016 und 2019 wurde das Gebäude streng nach Originalplänen restauriert, wobei ca. 3.000 Konservatoren ca. 70.000 Stunden investierten … Espresso €3,50
3. Kaffee :: New York Café
Der 1894 eröffnet Prunkbau überdauerte Kriege und Regimewechsel nahezu unbeschadet. Mit seinem üppigen Jugendstil-Dekor, den prächtigen Deckenfresken und den gedrehten Säulen im Innern erinnert es eher an einen barocke Kirchenraum als an ein Kaffeehaus. Aufwändige Holzarbeiten und Unmengen an Spiegeln verstärken die theatralische Atmosphäre zusätzlich. Das New York Café war ein beliebter Treffpunkt für Schriftsteller, Intellektuelle, Politiker sowie Künstler und erlangte schnell auch internationale Bekanntheit … 24 carat gold New York Cortado €11,00
historische Badehäuser
Budapest ist spätestens seit dem Kurtourismus der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts berühmt für seine Thermalbäder. Diese sind auch in ihrer Architektur absolute Augenweiden – leider sind sie spürbar in die Jahre gekommen und unübersehbar restaurierungsbedürftig. Im Fall des Gellértbads wurde diese Notwendigkeit bereits in Angriff genommen – ärgerlicherweise exakt an dem Tag, an dem unser Besuch geplant war … hat hier jemand zufällig Bedarf an unbenutzten Badekappen?
Auf Aufnahmen aus den ästhetisch beeindruckenden Badebereichen habe ich schweren Herzens verzichtet – auch wenn hier überraschend viele Personen ihre Handys griffbereit hatten.
Széchenyi-Bad
Das größte und bekannteste Thermalbad Budapests eröffnete 1913. Nachdem 1879 eine heiße, mineralienreiche Quelle erschlossen wurde, entstand eine prächtige neobarocke Anlage mit 3 Außen- und 18 Innenbädern im Városliget-Park. Auch ein BeerSpa gehört zum Angebot, bei dem Thermalwasser mit Hopfen, Malz und Hefe angereichert wird – passend dazu sind neben den Badefässern Zapfhähne zur direkten alkoholischen Versorgung installiert.
Gellért-Bad
Das Gellért-Hotel wurde im Wiener Jugendstil erbaut und mischt orientalische Elemente und ungarische Volkskunst hinzu. Bei seiner Eröffnung im Jahr 1918 war es das luxuriöseste Gebäude der Stadt und sein Bäderkomplex galt als der modernste seiner Art in Europa, sogar weltweit das erste mit einem Wellenbad. Neben dem weiterhin aktiven Badebetrieb ist es heute ein beliebter Drehort – z.B. für „Grand Budapest Hotel“ und „Die Tribute von Panem“.
Magyar Állami Operaház
Die Ungarische Staatsoper wurde 1884 von Franz Joseph I eröffnet, der es auch finanzierte – allerdings mit der Auflage, dass es kleiner sein musste als die Wiener Staatsoper. Ebenso sollten alle am Bau beteiligten Personen und sämtliche verwendeten Materialien aus Ungarn stammen. Letztenendes wurden aber 5 Ausnahmen gemacht … eine davon war, dass der Kronleuchter aus Mainz stammt.
Metropolitan Ervin Szabó Library
Betritt man die Bibliothek, erwartet man absolut nicht, was einem im vierten Stock erwartet.
Vor lauter Staunen über die neobarocke Pracht fällt es schon schwer, sich für einen der Säle zu entscheiden – geschweige denn seinen Blick konzentriert auf den Lesestoff zu richten.
Metro
Die heutige Linie M1 ging wie so vieles in Budapest zur den Milleniumsfeierlichkeiten (1896) in Betrieb und ist damit nach London die zweitälteste noch aktive U-Bahn der Welt.
Budavári Sikló
Die 1870 eröffnete Standseilbahn gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie verbindet das Donauufer mit dem Burgberg-Viertel. Für die 2x 95 Sekunden lange Fahrzeit zahlt man 11 Euro … es gibt auch Treppen!
Burg Vajdahunyad
Die Burg beherbergt das größte landwirtschaftliche Museum Europas und diente ebenfalls als Drehort der WITCHER-Serie. Sie befindet sich allerdings nicht in Skanzen, sondern im Budapester Stadtwäldchen.
Das Bauwerk wurde ursprünglich anlässlich der Millenniumsausstellung 1896 nur temporär angelegt, aufgrund seiner Popularität dann aber doch zum permaneten Gebäude umstrukturiert.
Beim ausgeschriebenen Architektenwettbewerb wurden „originalgetreue Nachbildungen“ ungarischer Nationalbauwerke gefordert. So dienten letztendlich verschiedene ungarische Bauten als Vorbild wodurch letztendlich verschiedene (Baustile Romanik, Gotik, Renaissance und Barock) zu einem skurrilen Mix kombiniert wurden.
jüdisches Viertel
Im VII. Bezirk auf der Pester Stadtseite (auch „Elisabethstadt“ genannt) siedelten sich seit ca 1793 immer mehr Juden an und bildeten so das Zentrum des jüdischen Lebens in Budapest. Ende 1944 wurde hier ein Ghetto eingerichtet, das bereits Anfang 1945 befreit wurde, aber dennoch starben hinter den Mauern in dieser kurzen Zeit ca. 3.000 Menschen.
Ruinenbar Szimpla Kert
Hier geht der Punk ab … seit 2002 entwickelte sich im jüdischen Viertel der Trend der „Romkocsma“ – Bars und Lokale in heruntergekommenen Vorkriegsgebäuden oder Fabriken, die sich durch bunte Vintage-Möbel, Deko-Kitsch, Grafittis und ein vielfältiges kulturelles Angebot auszeichnen … der deutsche TÜV hätte einen Herzstillstand.
Das Szimkpla Kert („einfacher Garten“) in der ehemaligen Ofenfabrik war die erste dieser Art und gilt laut „Lonely Planet“ als „beste Bar der Welt“.
und jetzt … hunger
Die beste ungarische Gulaschsuppe bekommt man definitiv bei „Kisharang Étkezde“, einem kleinen Lokal mit wenigen Plätzen aber großartiger, landestypischer Küche – und das trotz zentraler Lage fernab jeglicher Touristenpreise.
Sehr zu empfehlen sind auch Lángos. Dabei handelt es sich um ein frittiertes Gebäck, das klassisch mit Sauerrahm, Knoblauchbutter und viel geriebenem Käse belegt ist – vor lauter Appetit habe ich hier bei jeder der vielen Gelegenheiten vergessen ein Foto zu machen.
Für den verlässlichen Zuckernachschub werden an jeder Ecke Kürtőskalács (Baumstrietzel) angepreisen. Wahlweise pur oder gefüllt mit Eis oder Apfelmus – diese Sünde muss man allerdings in doppelter Hinsicht teuer bezahlen.
Post Scriptum
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